Borealis Polyolefine GmbH - Productive Ageing

bei den Schichtarbeitern der Borealis Polyolefine GmbH

Name des Unternehmens

Borealis Polyolefine GmbH

Branche

Herstellung von Waren

Kurzbeschreibung des Projekts

Das Programm "Productive Ageing" wurde auf Initiative des  Vorstandes der Agrolinz Melamin 1997 in einer Kooperation mit IBG als externem Partner in der AMG entwickelt.

Motiv des Vorstands war - nach den Jahren der rechtlichen, ökonomischen und technologischen Reorganisation - auch in der MitarbeiterInnen-entwicklung und im Human Ressources Management eine neue Qualität zu erreichen. Die Sanierung der defizitären Chemie Linz war u.a. mit massiver Stellenkürzung und einem Aufnahmestopp verbunden, was zu einem relativ hohen Durchschnittsalter der Belegschaft geführt hat. Der Vorstand wollte angesichts der großen Investitionen die wirtschaftlichen Erfolge durch Investitionen in die Stabilität und Arbeitsfähigkeit der Belegschaft, insbesondere bei den Produktionsarbeitern, absichern.

Das Programm Productive Ageing begann 1997 und beinhaltet folgende Elemente:

1. ProdAge Stärken-Schwächen Analyse

Altersprofile der Unternehmensentwicklung, der Kultur und Beziehungen, der Prozesse und Strukturen sowie der individuellen Ressourcen anhand der Leitindikatoren Arbeitsbewältigung, Arbeitsinteresse, Zusammenarbeit, Stress, Gesundheit und Gefühle. Zweck des Age-Profilings (Altersprofilerstellung) war es, den Änderungsbedarf und die Stärken als Grundlage für ein Konzept zur altersgerechten Umgestaltung zu evaluieren. Grundlage war eine Komplettbefragung aller MitarbeiterInnen, eine umfangreiche Kommunikationskampagne mit rund 40 Meetings zum Thema Arbeit, Gesundheit & Altern. Die Ergebnisse wurden als Broschüre publiziert.

Die Analyse ergab eine signifikant bessere Arbeitsbewältigung bei den Tagesmitarbeitern im Vergleich zu den Nacht-Schicht-Arbeitern. Daher wurden Maßnahmen im Produktionsbereich stärker behandelt.

2. Schichtplanreform in der Produktion

Der alte Schichtplan war ein 4 Schicht-Gruppen-Plan mit 6 Schichten und danach 2 Tagen Freizeit. Mit dem Alter steigt die Verausgabung während der Nachtschichten und eine Ruhephase von nur 2 Tagen reicht zur vollständigen Regeneration nicht mehr aus. Ziel der Reform ist es, einen längeren Verbleib im Unternehmen sowie einen besseren Gesundheitszustand der Schichtarbeiter zu sichern. Die Veränderungswünsche am Schichtplan wurden durch  Befragung der Schichtarbeiter erhoben. In vier Schichtplan-Workshops wurde auf Basis der Befragung von Arbeitern, Meistern, Personalverantwortlichen und Betriebsräten in Video-Metaplan-Technik mit einer Software am Lap Top schrittweise ein neuer Schichtplan entwickelt:

  • 5 Schichtgruppen
  • Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 34, 4 Stunden
  • Reduktion der Nachtschichten von 8 auf 6 pro Monat
  • Schichtfreier Intervall: 3-4 Tage

Dieser Schichtplan verlangt 10% neue Arbeitsplätze in der AMI, was humanökologisch Sinn macht, weil die Arbeit besser verteilt wird. Bedingung des Managements war Lohnkostenneutralität. Die MitarbeiterInnen stimmten einem teilweisen Lohnverzicht (bei 10% Arbeitszeitverkürzung rund 6% Netto-Lohnverlust) bei einer Umfrage in den einzelnen Abteilungen mit großer Mehrheit zu.

Am 1.10. 2001 wurde der neue Schichtplan in der ersten Abteilung eingeführt. In einer Meinungserhebung März 2002 durch den Betriebsrat kam heraus, dass kein Mitarbeiter mehr zum alten Schichtplan zurück will und der Lohnverzicht kein Thema mehr ist. Die Schichtplanreform wird in den nächsten Jahren auf die anderen Abteilungen ausgeweitet.

3. Regelmäßige Gesundheitstage für SchichtarbeiterInnen

Nach dem neuen Schichtplan sind fünf Z Schichten zu leisten, während derer keine Produktions- und Messwartentätigkeit vorgesehen sind. Diese Tage werden für ein Gesundheitstraining und für strategische Information genutzt. Das Gesundheitsprogramm wird von worklab AMZ Chemiepark unter Leitung von Dr. Lindorfer geführt und enthält vom Schlaftraining über Stressmilderung bis zum Mentaltraining verschiedene Elemente, welche die MitarbeiterInnen einer Schichtgruppe selbst auswählen.

4. Neue Messwarten mit Fitness-Raum

Ein weiteres Element war die ergonomische Optimierung der Messwarten, um den Stress zu mindern, die Nachtdienste zu optimieren und die Arbeitsbewältigung zu erhöhen. Neben Verbesserungen der Messwarten (Licht, Klimaanalage, Mikrowellenherde, Bildschirmhöhen etc.) wurde eine Messwarte unter Einsatz großer Mittel vollkommen neu gebaut, integriert mit einem exzellenten Fitnessraum für Training und Übungen.

5. KVP Gesundheit und Moderatoren-Netzwerk

12 MitarbeiterInnen wurden von IBG als Moderatoren für einen KVP Gesundheit ausgebildet und zu einem Gesundheits-moderatorennetzwerk für die Umsetzung des ProdAge-Programmes integriert. Der KVP Gesundheit ist ein strukturiertes Mitarbeiterprogramm zur konsensuellen Analyse der dringlichsten Belastungen und Festlegung von Maßnahmen.

6. Gesundheitsmaßnahmen

Eine Reihe von Gesundheitsmaßnahmen wurden eingeführt:

der betriebsärztliche Dienst wurde an worklab-Netzwerk für Arbeitsmedizin, Psychologie und Sicherheit ausgesourct. Worklab führte bei den Schichtarbeitern ein engmaschiges Monitoring ein. Worklab reorganisierte eine Betriebsambulanz zu einem Anbieter von Health Quality Management mit dem Ziel Arbeitsbewältigung und Arbeitsfähigkeit zu fördern

  • spezielle Gesundheits-Checks
  • Lauftraining (Viele MitarbeiterInnen nehmen inzwischen am Marathon teil)
  • Gesunde Ernährungsangebote in einer neuen Kantine
  • Warme Mahlzeiten während der Nachtschicht
  • Automaten mit isotonischen Hitzegetränken
  • Kostenlos zur Verfügung gestelltes frisches Obst
  • Sicherheitstrainings und –maßnahmen

Mit der Einführung des neuen Schichtplans haben sich ehemalige MitarbeiterInnen wieder bei der Agrolinz für eine neuerliche Anstellung zurückgemeldet.

Handlungsfelder

Arbeitsorganisation, Weiterbildung, Gesundheit, Arbeitszeit, Ergonomie, Führungsqualität, Nachtarbeit, Schichtarbeit

Art der Tätigkeiten

Physisch und psychisch

Beschreibung des Unternehmens

Die Agrolinz Melamin beschäftigt im Chemiepark Linz 782 MitarbeiterInnen, davon rund 350 in der Produktion von Melamin und Dünger. Bei der Produktion von Melamin steht die Agrolinz weltweit an 2. Stelle. Die AMI führt einen weiteren Betrieb in Pistoriz/ Deutschland. Die AMI ist der größte Teilbetrieb, der aus der ehemaligen Chemie Linz AG herausgelöst wurde.

Bundesland:
Oberösterreich
Adresse:
St. Peter Straße 25
4021 Linz
Homepage:
www.borealisgroup.com

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