Sabtours Touristik GmbH - Busfahren - ein Lebensberuf

Ein Betriebliches Gesundheitsförderungsprojekt zur alter(n)ssensiblen Personalpflege

Name des Unternehmens

Sabtours Reisebüro und Autobusbetrieb GmbH, Wels

Branche

Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen

Kurzbeschreibung des Projekts

Sabtours führte 2006 eine Altersstrukturanalyse durch, die der Anstoß für das Projekt „Busfahren - ein Lebensberuf“ wurde. Diese hat gezeigt, dass bei den BusfahrerInnen die Gruppe der über 50-Jährigen bereits einen Anteil von mehr als 40 Prozent ausmacht. Die Tatsache, dass das Pensionseintrittsalter zukünftig von 57 auf 65 steigt und gerade in dieser Altersgruppe durchschnittlich längere Krankenstände auftreten, war Anlass, nach Verbesserungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen.

Bausteine des Programms „Busfahren - ein Lebensberuf“ (Auswahl):

Die Steuerungsgruppe bestand aus Geschäftsleitung, Belegschaftsvertretung, Führungskräften, Arbeitsmedizinerin, OÖGKK, Beraterin und Programmleitung. Diese Gruppe hatte die Aufgabe der strategischen Lenkung des Programms.

Die Bestandsaufnahme „ArbeitsGesundheit“ wurde mittels anonymer MitarbeiterInnenbefragung und Krankenstandsanalyse durch die OÖGKK durchgeführt.

Ein Entwicklungsprozess der Unternehmens- und Führungskultur wurde gestartet, in dessen Mittelpunkt die Einführung und Durchführung von Wertschätzenden Führungs-MitarbeiterInnen-Gesprächen (Gesunden Dialogen) stand, und zwar:

Der Anerkennende Erfahrungsaustausch mit Gesunden und Gesundeten.

In diesem Dialog wurden u.a. Fragen gestellt wie z.B. „Wie müsste der Dienstplan ausschauen, den sie bis zur Pension gut bewältigen können?“ „Wäre für Sie ein Wechsel der Tätigkeit oder des Aufgabenbereichs interessant?“ „Was brauchen Sie, um die verbleibende Zeit bis zur Pension arbeitsfähig zu bleiben?“

Das Achtsame Arbeitsbewältigungsgespräch mit den gesundheitlich gefährdeten MitarbeiterInnen durch die Arbeitsmedizinerin und Arbeitspsychologin.

Aus diesen Gesprächen wurden in anonymisierter Form Anregungen gesammelt und in einem Maßnahmen-Workshop gemeinsam mit Führungskräften, BelegschaftsvertreterInnen, Arbeitsmedizinerin und MitarbeiterInnen für die erkannten Stärken und Schwächen Maßnahmen entwickelt: Stärken sollen gestärkt und Schwächen sollen geschwächt werden. Diese Maßnahmenpläne werden sei 2007 im 2-Jahres-Rhythmus erstellt und abgearbeitet.

Alterssensible Dienstplangestaltung

Wichtige Anregungen aus den Gesprächen betraf die Arbeitszeitgestaltung, deshalb wurde im Herbst 2007 ein neuer Dienstplan entwickelt. Das Ergebnis der Änderungen war eine alterssensible Dienstplangestaltung, die z.B. Entlastungsangebote bei den starken Linien für BusfahrerInnen über 55 Jahre und für gesundheitlich gefährdetet MItarbeiterInnen enthielten. Nach anfänglicher Skepsis und Widerständen wurden weitere Bedürfnisse in der Belegschaft geweckt, die erneut ein Jahr später in den Dienstplan eingearbeitet wurden.

Dabei ist auch der Bedarf an Teilzeitjobs für Ältere sichtbar geworden. Auch hier sollen gemeinsam mit dem Betriebsrat Angebote für die MitarbeiterInnen, z.B. zur Reduktion der Arbeitszeit wie gleitende Altersteilzeit, ausgearbeitet werden.

Ein breites Spektrum von Gesundheitsangeboten und jeweils mehr als 50 Arbeitsverbesserungsmaßnahmen wurden von 2007, 2009 und 2011 bereits umgesetzt. Im Folgenden eine Auswahl an Maßnahmen, die einen Beitrag zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit bei den Mitarbeiterinnen des Busbetriebs leisten sollen:

  • Einer Fahrergruppe wurde ein Dienstrad ermöglicht, das zur Schonung der Kräfte keine Zusatzdienste vorsieht.
  • Aufgrund von organisatorischen Veränderungen im Busplan gibt es mehr TurnusfahrerInnen und damit weniger SpringerInnen.
  • Bessere Vorausplanung im Reisebusverkehr in der Nebensaison, dadurch bessere Planbarkeit der Arbeitszeiten.
  • SchulungsfahrerInnen pro Linie wurden eingeführt, MitarbeiterInnen konnten sich dafür bewerben.
  • Fahrermappe und Dienstvorschrift wurden handlich in A5-Format gestaltet und mit Fahrplanunterlagen für Sonderverkehre wie z.B. Allerheiligen, 8. Dezember usw. ergänzt.
  • Standardisierung des Beschwerdemanagements.
  • Einführung von KommunikatorInnen pro Linie.
  • Teamsprecher zwischen Werkstätte und Fahrdienst wurden eingeführt.
  • Neue Arbeitskleidung für Busfahrer und Abenddienst.
  • Die sanitären Anlagen wurden verbessert und Ruheliegen im Gefolgschaftsraum eingerichtet.
  • Schutzvorrichtungen für die Linienfahrerarbeitsplätze

Zur Vorbeugung von Haltungsschäden - Physiotherapeutisches Angebot für Busfahrer

Das Projekt selbst dauerte von 2007 bis 2009, die konkrete Umsetzung aller Maßnahmen wird auch in Zukunft beibehalten. Die gesundheitsfördernden MitarbeiterInnengespräche werden alle zwei Jahre weitergeführt. Für die Nachhaltigkeit ist somit gesorgt.

Die Ziele sind die Erhaltung des Arbeitsvermögens und die Stärkung der Arbeitszufriedenheit bis zum Pensionsantritt sowie die Förderung des Wohlbefindens der MitarbeiterInnen am Arbeitsplatz.

Handlungsfelder

Gesundheit, Führung, Weiterbildung, Arbeitsorganisation

Art der Tätigkeiten

Physisch, psychisch und psychosozial

Beschreibung des Unternehmens

Sabtours ist als Familienunternehmen seit 50 Jahren in der OÖ Touristik und im Autobusgewerbe tätig.

In den letzten Jahren haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen allgemein und besonders in der Touristik stark verändert. Sabtours konnte sich in dieser Zeit erfolgreich zum größten privaten Touristik- und Autobusunternehmen in OÖ entwickeln.

Die Unternehmensgruppe besteht heute aus drei Geschäftsbereichen (derzeit insgesamt 350 MitarbeiterInnen):

  • Busbetrieb mit 100 Bussen auf 4 Standorten: Wels, Linz, Rohrbach und Bad Hall mit 180 MitarbeiterInnen
  • Reisebüro-Filialnetz mit 25 Reisebüros in Oberösterreich, Wien, Salzburg und St. Pölten
  • Reiseveranstalter mit den Firmen Kneissl Touristik und sabtours Touristik

Als Erfolgsfaktoren des Unternehmens gelten:

  • Führungskultur, in der kompetente und engagierte MitarbeiterInnen verantwortungsvolle und interessante Aufgabengebiete übernehmen können
  • Streben, organisatorisch und betriebswirtschaftlich zeitgemäße Rahmenbedingungen zu schaffen
  • Unabhängigkeit von Banken und großen Touristikkonzernen

Im Dienstleistungsbereich sind die MitarbeiterInnen der wichtigste Kontakt zu den Kunden. Da zählt Vertrauen und Erfahrung und daher ist sabtours interessiert, die MitarbeiterInnen möglichst lange aktiv, arbeitsfähig und gesund im Unternehmen zu erhalten.

Bundesland:
Oberöstereich
Adresse:
Marcusstraße 4
4600 Wels
Homepage:
www.sabtours.at
E-Mail:
office@sabtours.at

Weitere Informationen

Das aktuelle BGF-Projekt „Busfahren - ein Lebensberuf“, das mit Unterstützung des Fonds Gesundes Österreich und der OÖGKK von 2007 bis 2009 stattgefunden hat, berücksichtigt insbesondere den demographischen Wandel und bietet die Partizipation allen MitarbeiterInnen an. Älterwerden wird nicht dem Zufall überlassen, sondern der Betrieb trifft Gesundheitsvorsorge, macht Entwicklungsangebote an die Beschäftigen wie Weiterbildung und Tätigkeitswechsel, passt Arbeitsbedingungen im Bedarfsfall und nach betrieblicher Möglichkeit an gewandelte Leistungsfähigkeit an und sabtours setzt auf gegenseitiges Verständnis und Anerkennung mit gesundheitsfördernden Führungs-MitarbeiterInnengesprächen.

Sabtours ist aufgrund seines Personalpflegeprogramms „Busfahren ein Lebensberuf“ vom BMASK zertifiziert und mit dem Gütesiegel NestorGold ausgezeichnet worden.

Davon erwartet sich sabtours:

  • Qualitätssicherung des eigenen betrieblichen Alternsmanagement
  • Öffentliche Bekanntgabe und Anerkennung der eigenen betrieblichen Aktivitäten und Programme

Verknüpfung der eigenen betrieblichen Programme mit dem Erscheinungsbild des Unternehmens am Kunden- und Arbeitskräftemarkt als ein attraktiver und zuverlässiger Arbeitgeber

Handlungsfelder