Fallbeispiele zu alternsgerechtem Führen und Fördern
Altersgemischte Teams steigern die Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden
In einem Reinigungsunternehmen, das von verschiedensten Firmen beauftragt wird, gibt es immer wieder Auseinandersetzungen in den Teams, die im Außendienst arbeiten. Die Qualität leidet darunter und vereinzelt mehren sich auch entsprechende Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden. Die Geschäftsführung möchte wissen, wo die Ursachen liegen, und führt Gespräche mit zwei langjährigen Mitgliedern des Betriebsrates.
Es ergibt sich folgendes Bild: Drei junge Teamleiterinnen bzw. Teamleiter rekrutieren ausschließlich sehr junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und beanspruchen für sie die Gebäude, die am leichtesten zu reinigen sind. Es gibt Reklamationen, weil in diesen Teams weniger zusammengearbeitet wird und auch die notwendige Erfahrung fehlt.
Die Geschäftsführung empfiehlt daraufhin nachdrücklich eine bessere Altersdurchmischung in den Teams und beauftragt die Gebietsmanagerinnen und -manager, die jungen Führungskräfte in ihrer Führungsarbeit besser zu unterstützen. Diese besprechen mit den jungen Führungskräften die möglichen positiven Wirkungen von altersdurchmischten Teams. Die Teams werden in Folge dementsprechend „umgebaut“. Auch weisen sie die Führungskräfte an, bei der Arbeitsaufteilung gerechter vorzugehen. Die Reklamationen gehen schon nach kurzer Zeit zurück.
Bau, Gastgewerbe, Verkauf, Krankenhaus
Am Bau heißt alternsgerecht zu arbeiten beispielsweise, für junge und ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Arbeit möglichst so zu organisieren, dass nicht zu schwer gehoben und getragen wird.
Im Gastgewerbe bedeutet es, dass „der Gast König ist“, gleichzeitig aber auch auf einen wertschätzenden und respektvollen Umgang mit den Kellnerinnen und Kellnern geachtet wird.
Im Verkauf oder Vertrieb bedeutet es, Zielvorgaben zeitgerecht zu erreichen, ohne chronisch überfordert zu sein.
Im Krankenhaus bedeutet es, dass Betten höhenverstellbar sind und Patientinnen und Patienten daher leichter gepflegt werden können.
Eine ältere Zielgruppe braucht ältere Verkäuferinnen und Verkäufer
Wenn eine Mittfünfzigerin in eine Boutique kommt, kauft sie lieber ein, wenn sie sich in ihrem Geschmack und ihren Wünschen verstanden fühlt. Boutiquen, die die Altersgruppe der Fünfzigjährigen im Auge haben, werden daher eher mit älteren Verkäuferinnen oder Verkäufern bei dieser Zielgruppe erfolgreich sein.
Versicherungsabschlüsse
Beim Abschließen von Versicherungen spielt die Qualität der Beratung, aber auch die Zahl der Versicherungsabschlüsse eine wichtige Rolle. Ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen in der Beratung, wenn sie den notwendigen Handlungsspielraum erhalten, oft mehr auf die Wünsche der Kundinnen und Kunden ein und bieten erfolgreich individuell abgestimmte Versicherungspakete an. Wenn es darum geht, in kurzer Zeit viele Versicherungsabschlüsse zu machen, haben meist die Jüngeren „die Nase vorne“.
Wöchentliche Teambesprechung
Die Geschäftsführung eines mittelgroßen Metallgewerbebetriebes hat sich zum Ziel gesetzt, die Fehlerquoten weiter zu senken. Gelungen ist ihr das letztlich dadurch, dass der Produktionsleiter wöchentlich eine Besprechung mit seinen Gruppenleitern abhält. Es werden Informationen zu Produkten und Zielvorgaben ausgetauscht und aktuelle Probleme besprochen. Die älteren Meister tragen mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung viel dazu bei, dass Lösungen gefunden werden. Die jüngeren Kollegen wollen rasch handeln und helfen durch kreative Ideen, dass Neuerungen umgesetzt werden.
Vorurteile überwinden, um Arbeitsfähigkeit zu fördern
In der Filiale einer großen Supermarktkette geht es in der Belegschaft immer wieder recht grob zu. Vorurteile gegen jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an der Tagesordnung. So kann Frau P. sich schwer zur Wehr setzen, wenn die Vorgesetzte, Frau W., immer wieder betont, dass sie ja noch so unerfahren sei. Manchmal stellt sie sie vor Kundinnen oder Kunden bloß. „Na ja – die Anni ist wieder mal am langsamsten. Anni – geh endlich zur Kassa, auch wenn du noch jung bist, musst du deine Aufgaben erledigen!“, ruft Frau W. wieder einmal durch den Verkaufsraum. Als ihre Regionsleiterin, die überraschend in die Filiale kommt, dies zufällig mithört, gibt es einen klaren Kommentar an Frau W. Sie dulde solche öffentlichen Bloßstellungen, noch dazu mit einem diskriminierenden Hinweis auf die Jugend einer Mitarbeiterin, nicht. Die Regionsleiterin kommt innerhalb der folgenden Wochen noch einmal überraschend in die Filiale, um sicherzustellen, dass ihre Worte auch ernst genommen werden.
Abteilungszugehörigkeit sichtbar machen
Bei der Jahresklausur bittet die Abteilungsleiterin die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sich in einem Halbkreis je nach Länge der Abteilungszugehörigkeit aufzustellen. Die Mitarbeiterin ganz links ist am längsten in der Abteilung, sogar länger als die Abteilungsleiterin selbst. Der Mitarbeiter ganz rechts ist erst seit ein paar Monaten dabei. Alle Abteilungsmitglieder schildern kurz ihren Werdegang und welche Erfahrungen und Entwicklungen sie in der Abteilung gemacht und erlebt haben. Dadurch wird allen Abteilungsmitgliedern und auch der Abteilungsleiterin bewusst, wie viel Wissen und Erfahrung vorhanden sind und dass diejenigen, die schon lange in der Abteilung sind, von denjenigen, die noch nicht so lange dabei sind, etwas lernen können – und umgekehrt.