Arbeitswelt alternsgerecht gestalten!

Trends, Herausforderungen, Perspektiven - das war die Veranstaltung in der WK-Burgenland am 18. April 2013

„Gut, dass das das Thema Arbeitswelt alternsgerecht gestalten gemeinsam diskutiert wird, weil es ein Anliegen für Alle ist“, betonten die Eröffnungsredner bei der Veranstaltung in Eisenstadt, Mag. Josef Stiglitz, der Wirtschaftskammer Burgenland, Mag. Rainer Porics, Arbeiterkammer Burgenland und Landesrat Dr. Peter Rezar, unisono.

Das Burgenland steht, wie Österreich insgesamt, vor der Herausforderung einer alternden Bevölkerung und alternder Arbeitskräfte. Besondere Phänomene seien der hohe AuspendlerInnenanteil, stark wachsende Zuwanderung durch die EU-Freizügigkeit sowie der hohe Beschäftigungsanteil im Dienstleistungsbereich, betonte Frau Mag.a Helene Sengstbratl, Geschäftsführerin des AMS Burgenland.

Positive „Bilder“ zu Arbeit und Alter, korrekte Informationen, die Erkenntnis, dass es nicht um Abbau sondern zum Umbau der Fähigkeiten komme, seien erforderlich, unterstrich die Expertin der Tagung, Frau Dr.in Irene Kloimüller. Führungskräfte sollten Wertschätzung leben, Werte und die „Life balance“ beachten. Für die Handlungsfelder zu alternsgerechter Arbeitswelt seien zur Genüge gute Erfahrungen bereits zur Umsetzung vorhanden. Altern sei als „Umbau“ zu sehen, für die Betriebe schlagen sich Wissen und Erfahrung zu Buche.

Frau Mag.a Tina Parits vom TEP Burgenland- Kooperationspartnerin der Veranstaltung - bezeichnete als vorrangiges Ziel der Tagung die Sensibilisierung, den Denkanstoß sowie die Intensivierung der betrieblichen Netzwerke auch durch die Arbeitskreise der Veranstaltung „Prävention und Leistungsfähigkeit“ und „Reintegration älterer Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt“.

Das Erfolgsrezept des Unternehmens Fa. Katzbeck Fenster GmbH Austria sei es, dass alle gemeinsam, die Unternehmensleitung und die MitarbeiterInnen, aktiv an Kommunikation, Gesundheitsmanagement, Betrieblicher Gesundheitsförderung, etc. arbeiten, freute sich Christian Doncsecs, Betriebsratsvorsitzender der Fa. Katzbeck. Programmkosten stünden jedoch eine effizientere Produktion und weniger Krankenstände gegenüber. Entsprechend einem Maßnahmenplan wurden 6 Bereiche mit externer Begleitung „step by step“ angegangen.

Das Motiv, in einem kompetitiven Marktumfeld die MitarbeiterInnen als wichtigstes Potenzial anzusehen, ist klar. Damit steigt auch der Nutzen der Erfahrung Älterer, der Mitarbeiterbindung und einer nachhaltigen Personalpolitik, hob Frau Mag.a Doris Bock, Geschäftsführung Neudörfler Office Systems, hervor. Das Unternehmen stelle gezielt auch MitarbeiterInnen über 50 Jahren ein und konzentriere sich insbesondere bei betrieblichen Maßnahmen auf gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen, Weiterbildung, gemischte Teams, flexible Arbeitszeitgestaltung und Pausengestaltung.

Frau Mag.a Alice Kundtner, Dir. Stellvertreterin und Bereichsleiterin „Soziales“ der Kammer f. Arbeiter und Angestellte f. Wien verwies auf die nordischen Länder, die deutlich höhere Erwerbsquoten als Österreich erreichen. Investive Strategien seien daher notwendig und „rechnen sich“, etwa durch Ausbau des Gesundheitsschutzes, einer medizinischen und beruflichen Rehabilitation vor Pension, „Fit2work“, Höherqualifizierung Älterer, Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit, betriebliche Gesundheitsförderung sowie der Schaffung alternsgerechter Arbeitsbedingungen. Es sei bei steigenden Herausforderungen einer wissens- und technologiebasierten Gesellschaft besonders auf die „psychische Gesundheit“ zu achten.

Wenn Betriebe künftig mit im Durchschnitt älteren Beschäftigten wettbewerbsfähig und produktiv bleiben wollen, hätten sie auch beim Führungsverhalten Handlungsbedarf, stellte Frau Mag.a Maria Kaun, Expertin der Wirtschaftskammer Österreich fest. Die wertschätzende und positive Einstellung der Führungskräfte zu älteren MitarbeiterInnen habe nach Untersuchungen eine doppelt so starke Auswirkung auf die Arbeitsfähigkeit, wie der Einfluss gesunden Freizeitverhaltens. Ein auf Generationenbalance ausgerichtetes Führen heißt, Menschen in jedem Alter Perspektiven der Qualifizierung, Weiterentwicklung und Wertschätzung zu geben.

Es gebe nach wie vor einen deutlichen Unterschied bei der Einbeziehung in betriebliche Fort- und Weiterbildungsprogramme zwischen jüngeren und älteren MitarbeiterInnen, analysierte Frau Dr.in Ingrid Reifinger, Expertin für ArbeitnehmerInnenschutz im ÖGB. Es seien daher neben der Erstellung von Qualifizierungskonzepten nach betrieblichen Altersgruppen, einer Analyse der Beteiligung nach Altersgruppen, eine systematische Nutzung des Erfahrungswissens von älteren MitarbeiterInnen für Jüngere und BerufseinsteigerInnen, alternsgerechte Arbeitsabläufe und dergleichen mehr wichtig.

Ältere MitarbeiterInnen benötigen mehr Licht am Arbeitsplatz, größere Bildschirmzeichen, „Mikropausen“, mehr Dispositionsmöglichkeiten oder weniger „Distress“, sie machen nach Studien aber deutlich weniger Fehler als Jüngere. Viele Verbesserungen können Betriebe selbst erzielen, um eine alternsgerechte Arbeitsorganisation zu erreichen, zeigte Dr. Wolfgang Tritremmel, Experte der Industriellenvereinigung auf. Bei komplexeren Themen der Arbeitsprozesse und der Arbeitsgestaltung empfiehlt sich eine externe Beratung und ein Projektmanagement. Es lohnt sich, da Produktivität und Beschäftigungsfähigkeit gesichert werden.

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