Schmid Schrauben Hainfeld GmbH - Wissenssicherung und Altersteilzeit

bei älteren FacharbeiterInnen in der Schmid Schrauben Fabrik Hainfeld

Name des Unternehmens

Schmid Schrauben Hainfeld GmbH - ein Unternehmen des Voest Alpine Konzerns.

Branche

Handel

Kurzbeschreibung des Projekts

Der Preisdruck durch die osteuropäischen Mitbewerber am Schraubenmarkt hat die SSF zu einer Neuausrichtung am Markt und zu einer inneren Reorganisation geführt. Dadurch erhielten die älteren und erfahrenen MitarbeiterInnen und Meister eine neue, strategische Bedeutung:

  • Die Neuausrichtung am Markt besteht in einer gleitenden Abkehr vom Standardschraubenmarkt hin zu Sonderanfertigungen und Kreation innovativer Schraubensysteme. Sonderanfertigungen verlangen hohe Kompetenz für die Umsetzung, Wissen über die Produktion, Maschinen und Instrumente, hohe Flexibilität und Effizienz in der Umrüstung für die Produktionsabläufe. Die erfolgreiche Umsetzung setzt Erfahrung, Wissen und Kompetenz im Umgang mit Kundenwünschen und Maschinen voraus. Die älteren Meister und MitarbeiterInnen sind im besonderen Ausmaß Träger dieser Kompetenzen, sie sind daher Voraussetzung für die Neuausrichtung und damit auch für das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens.
     
  • Wesentlich für die positive Ertragssituation sind die Improvisationsfähigkeit und das explizite wie implizite Wissen über die Anlagen und Instrumente. Die Wettbewerbssituation erzwang Anstrengungen zu einer weitere Auslastung und Nutzung des betriebseigenen Maschinenparks mit seinen Besonderheiten. Die Stück-Kosten werden wesentlich durch die Vertrautheit der Mitarbeiter mit dem Maschinenpark und ihre Improvisationsfähigkeit beeinflusst. Ein wirtschaftlich erfolgreiches rasches Reagieren am Markt verlangt hohe Detailkenntnis und Erfahrung (tacit knowledge), welches mit dem Betriebsalter eng zusammenhängt.
    Die High Tech-Strategie der SSF verlangt daher Erfahrung, technische und soziale Kompetenz und Flexibilität, also Eigenschaften, die mit dem Lebensalter in enger Verbindung stehen.

Wissenssicherung und Sicherung des Verbleibs älterer Kompetenz-träger durch altersgerechte Optimierung wurden von der Geschäfts-führung ab 2000 als Aufgaben erkannt und umgesetzt.

Folgende Maßnahmen sind dabei zentral:

  • Die Kompetenz der Mitarbeiter der Abteilung Werkzeugbau ist von strategischer Bedeutung für Sonderanfertigungen und Verlängerung der Nutzungsdauer des Maschinenparks. Eine Analyse des Durchschnittsalters aller Abteilungen durch die Geschäftsführung wies für die Abteilung Werkzeugbau ein hohes Altersmittel aus und damit einen baldigen pensionsbedingten Austausch des gesamten Teams. Ohne rechtzeitige Sicherung des Wissens und der Weitergabe und Einführung des Wissens würde die erfolgreiche Strategie des Unternehmens gefährdet sein. Die Geschäftsführung entwickelte gemeinsam mit den Meistern und MitarbeiterInnen eine Wissens-, Patente- und Instrumente-Datenbank (Systematik, Dokumentation, Archivierung, Sicherung der Rechte) und der zugehörigen Herstellungsverfahren und Pläne. Die Einbeziehung neuer MitarbeiterInnen und die Begleitung beim Wissenstransfer wurde zu einer strategischen Aufgabe.
     
  • Eine Blitzanalyse des health@work-Teams lieferte eine Personalbedarfsprognose und eine Stärken-Schwächen-Analyse zur Altersverträglichkeit von Beziehungen, Prozessen und Organisation im Betrieb. Über diese Analyse wurde eine Bewusstseinsbildung und eine Neueinstellung zur Altersfrage bewirkt und die Nachhaltigkeit im Human Ressources Management weiter vertieft. Ein wesentliches Ergebnis war die Neubewertung der älteren MitarbeiterInnen in ihrem Beitrag zur Unternehmenssicherung sowie deren Erfahrungswissens für eine erfolgreiche Unternehmensstrategie.
     
  • Ein Zeichen der gewachsenen Sensibilität in der Altersfrage und der Einstellungsänderung bei MitarbeiterInnen und Personalvertretung war die Altersteilzeitregelung in der SSF. Ursprünglich wurde Altersteilzeit vom Management nicht unterstützt und von Belegschaft/svertretung in Form einer Blockarbeitszeit (ein Teil Vollzeitarbeit wird gefolgt von einer Zeitausgleichsphase) angestrebt. Beide Positionen sind für die Produktivität und Gesundheit potentiell nachteilig, da bei körperlicher Arbeit eine kontinuierliche Absenkung der täglichen körperlichen Arbeitszeit notwendig wäre. Ein Erfolg des Projekts war ein Umdenken bei den MitarbeiterInnen wie bei der Geschäftsführung, sodass eine Alterteilzeitlösung, bei welcher die AltersteilzeitnehmerInnen ihre tägliche Arbeitszeit um 50% reduzieren pro Monat vereinbart werden konnte.
     
  • Mit Jahreswende erfolgte ein Wechsel in der Geschäftsführung, der einem Generationensprung gleichkommt. Eine eher ältere Belegschaft/svertretung und ein eher jüngerer Geschäftsführer arbeiten gut zusammen. Durch die Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen aus dem Productive Ageing-Projekt konnte das Wissen über Altersprofile und Besonderheiten der Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Generationen erhöht werden sowie Respekt und Anerkennung als Gesundheitspotentiale verständlich gemacht werden. Damit ist die Gefahr der Generationenfalle gemildert worden.
    Die SSF Hainfeld zeigt, wie ein Mittelunternehmen der Metallindustrie den demografischen Wandel bewältigen kann durch frühzeitige Know-How Sicherung und Sensibilität trotz hohem Kostendruck.

Da sich die Voest Alpine konzernweit für das Programm LIFE zur Sicherung der Generationenbalance entschieden, ist eine Weiterführung dieser Neuausrichtung gesichert.

Handlungsfelder

Arbeitsorganisation, Gesundheit, Weiterbildung, Arbeitsprozesse, Organisationsentwicklung, Wissensmanagement

Art der Tätigkeiten

Physisch

Beschreibung des Unternehmens

Das Unternehmen ist ein traditionelles Familienunternehmen aus der Industrieregion Niederösterreichs. Es beschäftigt rund 200 MitarbeiterInnen, überwiegend in der Schraubenproduktion und zu einem Teil in Schichtarbeit. Nach einem Insolvenzverfahren als Folge des Preisverfalls am Schraubenmarkt wurde das Unternehmen von der Voest Alpine übernommen, um durch die Weiterverarbeitung der Drahtprodukte die Wertschöpfung zu erweitern. Die SSF Hainfeld produziert Schraubensortimente z.B. für Baumärkte und Schrauben-Sonderanfertigungen. Zuletzt gelang es ihr Innovationen vor allem auf dem Gebiet der Langschrauben zu entwickeln und damit neue Märkte zu erschließen. Heute ist das Unternehmen wirtschaftlich wieder erfolgreich.

Bundesland:
Niederösterreich
Adresse:
Landstal 10
3170 Hainfeld
Homepage:
www.schrauben.at
E-Mail:
info@schrauben.at

Handlungsfelder